Willkommen auf einer Reise in die Kälte – die gar nicht so kalt ist, wie sie sein sollte.
Unsere Bildungsreise in die Arktis wirft ihre Schatten voraus und wer die letzten Jahre unserer Arbeit verfolgt hat, der weiß, dass wir das nicht unvorbereitet tun.
Die letzten Spenden trudeln ein, das Projekt wollte nun final geplant werden. Ein Speiseplan, ein Einkaufsplan – immerhin sind wir gute zwei Fahrstunden vom nächsten Supermarkt entfernt – sowie die Diskussion, „was ziehe ich denn an“ wurde konzentriert durchgearbeitet.
Ein kleiner Forsteinsatz – der dank eines Holzdiebstahls jedoch gescheitert ist – sowie zwei informative Videos rundeten das Wochenende ab.
Der Blick auf zwei Webcams sowie die aktuellen Wetterdaten zeigten uns aber auch: Hoch aktuell ist das Thema unserer Bildungsreise.
Unser Arktis-Projekt fällt in eine Zeit, in der im Norden Europas bereits dramatische Dinge geschehen, von denen wir hier noch weit wegsind.
… 3,7 Grad wärmer
Nehmen wir den Zeitraum 2000-2017 und vergleichen ihn mit dem Zeitraum 1900-1999. In Mitteleuropa ist es im Durchschnitt ca. 1 Grad wärmer geworden. Die Folge ist bereits heute, dass wir kaum noch richtig lange kalte Winterhaben, den Sommer haben wir erlebt, auch wenn dieser – hoffentlich – die Folge einer zusätzlichen Extremwetterlage war und nicht das generelle Klima darstellt. 1 Grad, hört sich erstmal wenig an.
Dramatischer ist schon folgende Information: Seit 405 (!) Monaten wird jeden Monat ein neuer Temperatur-Rekord aufgestellt. Oder anders: Wer ab 1985 geboren wurde, hat noch keinen Monat erlebt, der kälter als der langjährige Durchschnitt seit Beginn der Klimaaufzeichnungen war. (Quelle: National Oceanicand Atmospheric Administration)
Im gleichen Zeitraum war in Kiruna, im Herzen von Lappland, die Jahresdurchschnittstemperatur bereits um 3,7 Grad im Vergleich zu 1900-1999 erhöht. Dort lebt man also bereits mit dem Klimawandel in einer Form, die von uns noch vermieden werden will.
… das Wetter verändert sich und nimmt den Menschen ihre Lebensgrundlage
Nun könnte man denken, „super, dann wird’s da angenehmer“: Jeder der mal in einem lappländischen Winter im Norden war, weiß, wie kalt es dort werden kann und auch wie es sein kann, im Sommer mal von einem Schneesturm im Fjäll überrascht zu werden. Doch wie sahen die letzten zwei Jahre dort aus?
Bereits der Winter 2017 war für alle, die auf einen„richtigen Winter“ angewiesen sind – und das sind mehr als man denkt – eine Katastrophe. Zeitweise war es dort wärmer als in Mitteleuropa und der Niederschlag – in Form von Schnee – blieb teilweise komplett aus. Der Tourismus ging teilweise in die Knie. So ging es dann in den Sommer hinein. Viele Mücken, viel mehr als sonst, vertrieben weitere Touristen. Dazu kamen die Waldbrände, die in den ausgetrockneten Wäldern viel Nahrung fanden. Der Winter 2018 begann dann erstaunlich früh, bereits Ende August war es kalt genug, dass der erste Schnee fiel. Alles wieder gut? Mitnichten. Dann kam der Oktober, der November, mit Temperaturen bis zu 18 Grad war er ähnlich mild wie bei uns. Der Schnee taute natürlich wieder weg.
Nun, Ende November, liegt wiederum vielerorts noch kein Schnee. Teilweise sind Tagestemperaturschwankungen von mehr als 30 Grad möglich, nachts -15, tagsüber plus 15.
Die Lebensgrundlage vieler Menschen ist natürlich durch den zurückgehenden Tourismus bedroht.
Dieses fällt in eine Zeit, in der auch von den Rohstofffirmen im Norden schlechte Nachrichten kommen. Kiruna wird möglicherweise 2030 kein Eisenerz mehr haben, weitere Arbeitsplätze sind damit bedroht.
Und der ausbleibende Schnee bedroht die Rentierzucht – das ist die Lebensgrundlage insbesondere der Sami, dem indigenen Volk der Region.
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